Achtsam durch das Gartenjahr – Mai
- 20. April 2023
Befragungen ergeben, dass der Bundesbürger im Durchschnitt höchstens sechs Wildpflanzen kennt. Der Löwenzahn ist allenfalls dabei. Für viele jedoch ist er einfach ein ungeschätztes Rasenunkraut. Wer aber aus Ländern kommt, wo es den Löwenzahn nicht gibt, der gerät beim Anblick einer blühenden Löwenzahnwiese leicht in Ekstase. So erging es Georg Oshawa, dem Begründer der japanischen Makrobiotik, anlässlich eines Besuches im Schwarzwald. Intuitiv spürte er die Vitalität und Heilkraft der Pflanze und rief aus, „Wo dieses herrliche Kraut wächst, braucht man kein Ginseng einzuführen“.
Name
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Verbreitung
Weltweit verbreitet im gemäßigten Klima
Standort
Wiesen, Äcker, Gärten, anspruchslos
und anpassungsfähig an unterschiedliche
Bodenverhältnisse
Vegetationszeit
Ausdauernd, Blüte: April-Mai
Sammelzeit
März bis Mai
Verwendbare Teile
Ganze Pflanze, Blätter, Blüten, Wurzel
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Tatsächlich ist der Löwenzahn einer der besten einheimischen Heilpflanzen. Seit Jahrtausenden gehört er zu den „neun Kräutern“, mit denen man im Frühling das „Blut reinigte“ und den bösen Scharbock (Skorbut) vertrieb. Zwar verhindern heutzutage Gewächshausgemüse und Vitaminpillen ein Ausbrechen skorbutischer Symptome – Muskelschmerzen, Zahnfleischblutungen, Mattigkeit – aber dennoch beklagen sich viele über bleierne Frühjahrsmüdigkeit. Frische Löwenzahntriebe im Wildkräutersalat – mit Kressen, Vogelmiere, Schafgarbenblätter, Giersch, Sauerampfer – vertreiben die Abgeschlagenheit sofort.
Besitzern makelloser englischer Rasen ist er ein Dorn im Auge, und manche Mütter befürchten, sein weißer, milchiger Saft sei giftig und könnte spielenden Kleinkindern schaden. Für mich jedoch ist der Löwenzahn eine ganz besondere Pflanze. Er scheint die Verkörperung der Lebenskraft an sich zu sein. Das wurde mir klar, als ich an einer Feuerwache in München vorbeispazierte. Da, direkt vor der Ausfahrt für die Löschfahrzeuge, hob ein kleiner, mutiger Löwenzahn sein Haupt aus dem Beton und blühte. Wie hatte ein dermaßen zartes Wesen es vermocht, das harte Pflaster zu sprengen? Für mich war es ein Zeichen der Hoffnung: Das sanfte Leben ist stärker als das Starre, Verhärtete, Leblose.
Im ganzheitlichem Naturverständnis achtsam durch das Gartenjahr, nachhaltig gärtnern und die Artenvielfalt schützen.
Was kann man mit dem "Unkraut" tun:
- Junge Löwenzahnblätter sind ein herrliches, vitaminhaltiges Frühlingsgemüse. Die Blütenknospen können als falsche Kapern eingesäuert oder im Wok zusammen mit anderen Gemüsen gebraten werden.
- Löwenzahnwurzeltee: Für einen Wurzeltee 1 Handvoll Löwenzahnwurzeln säubern und klein schneiden. In 1 l Wasser über Nacht zugedeckt ziehen lassen. Die Mischung am nächsten Tag aufkochen und 1 Minute kochen lassen. Zugedeckt 5 Minuten ziehen und abkühlen lassen, abseihen und trinken. Der Tee wirkt harntreibend, entschlackend und entgiftend. Er ist eines der besten Lebertoniken und regt den Stoffwechsel und den Gallenfluss an.
- Es loswerden: Löwenzahn entfernt man am besten vor der Samenreife, indem man die ganze Pflanze samt tief reichender Pfahlwurzel aus dem Erdreich sticht. Wenn man nur die grünen Blätter abreißt, treiben zuverlässig immer wieder neue Blätter aus dem Wurzelstock aus.
Der junge Löwenzahn
ist besonders lecker; er
regt die Drüsen an und
vertreibt die Wintermüdigkeit.
Anwendungen mit Löwenzahn
- Reinigungskur mit frischen Brennnessel- und Löwenzahnblättern: 2 TL Blättermischung mit ¼ l siedendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, 3-mal täglich trinken.
- Frühjahrskur für Bindegewebe, Leber und Niere: Über 4 Wochen hinweg trinkt man 2 Tassen Tee pro Tag oder nimmt 2 Esslöffel frisch gepressten Saft.
- Bei Entzündung der Gallenwege den Tee ½ Stunden vor den Mahlzeiten trinken.
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