Achtsam durch das Gartenjahr – November
- 6. November 2023
Nun ist Samhain; die Sonne steigt in die Tiefe, um in den Winterweihenächten neu geboren zu werden. Auch für den Gärtner ist das Jahr vorbei. Das Wintergemüse ist zum großen Teil abgeerntet und eingewintert, Gartenwerkzeuge sind repariert, geputzt und eingelagert.
Begleitkräuter sind nicht etwas Böses, gegen das man entschlossen mit Gift, Feuer und mechanischen Mitteln vorgehen sollte. Genauer betrachtet, haben sie unzählige positive Eigenschaften. Viele, wie Vogelmiere, Gundermann, Gauchheil oder der Persische Ehrenpreis, schützen den Boden als Bodendecker, halten ihn feucht und fördern die Gare. Die Blüten vieler Begleitkräuter spenden Nektar und Pollen für nützliche Insekten oder Samen für Singvögel.
„Kält‘ und Kohl, vertragen sich wohl.“
Bauernregel
Verbreitung
Weltweit verbreitet
Standort
Bevorzugt frische, feuchte Böden, eher halbschattig oder schattig als vollsonnig. Stickstoffanzeiger: auf nährstoffreichen Böden in Gärten auf Äckern und Brachflächen
Vegetationszeit
Einjährig, wächst und blüht aber das ganze Jahr über, selbst im Winter
Sammelzeit
Ganzjährig
Verwendbare Teile
Ganzes Kraut
Die Vogelmiere (Stellaria media )
Die Vogelmiere (Stellaria media), ein zartes Nelkengewächs, lernte ich so richtig in unserem Gemeinschaftsgarten im Camphill- Dorf kennen. Jedes Jahr im Spätherbst fräste der Gärtnermeister die Beete und machte sie unkrautfrei, damit wir im Frühjahr wieder zügig den Garten bestellen konnten. Doch nachdem dann im Frühjahr der Schnee den Boden freigegeben hatte, waren die kahlen Flächen dicht mit der hellgrünen Vogelmiere, dem mouron des oiseaux (Gauchheil der Vögel), bedeckt.
Nicht jeder ist begeistert von der Vogelmiere. Man braucht nur ins Internet oder in diverse Gartenzeitschriften zu schauen. Vogelmiere nimmt den Nutzpflanzen Nährstoffe, Licht und Wasser weg, heißt es da. Die Bekämpfungstipps reichen vom gnadenlosen Jäten, Ersticken durch Abdeckung mit schwarzer Folie, exzessive Überdüngung mit Kali bis hin zum Unkrautvernichter Round- up. Zum Glück leben wir in einem Zeitalter der zunehmenden ökologischen Vernunft. Die Vogelmiere ist bei Weitem nicht so böse wie es zu sein scheint.
Die Vogelmiere spielt eine wichtige Rolle im ökologischen Netz. Das Kraut ist nicht nur für Menschen nahrhaft, sondern auch für Wildtiere, für Hühner, Hasen, Wildschweine; seine Samen sind Futter für Kleinvögel, seine nektarreichen Blüten werden von kurzrüsseligen Insekten, von Thripsen, Fliegen und kleinen Käfern bestäubt.
Literaturtipp "Mein Gartenkalender 2024"
Im ganzheitlichem Naturverständnis achtsam durch das Gartenjahr – mit meinem Wissen zu besonderen Heil- und Nutzpflanzen
Was kann man mit dem "Unkraut" tun:
- Die ganze Pflanze mit ihren zarten Stängeln, mit Blüten und Blättern schmeckt sehr gut als Salat - der Geschmack ähnelt dem des milchreifen Mais, aber auch gekocht wie Spinat oder in Suppen und Eintöpfen eignet sie sich. Dabei enthält sie mehr Vitamine – auch Vitamin C – und wertvolle Mineralien als die meisten Kulturgemüse.
- Die Vogelmeiere steht einem das ganze Jahr zur Verfügung. Man sollte das Kraut, anstatt es auszureißen lieber mit einer Schere abschneiden, da ansonsten viel Erde an den ausgerissenen Würzelchen haftet.
- Es loswerden: Da die Vogelmiere außerordentlich wuchsfreudig ist und viele Samen hervorbringt, wird man sie nur durch sehr konsequentes Jäten los. Ihre Wurzeln, auch die ausgewachsener Exemplare, reichen aber nicht sehr tief in die Erde und lassen sich leicht herausziehen.
Jede Blüte hat fünf weiße Blütenblätter. Wer nicht genau hinschaut, zählt doppelt so viele – des Rätsels Lösung: Jedes Blütenblatt ist fast bis zum Grund zweigeteilt.
Anwendungen mit Vogelmiere
- Als frisch gepresster Saft kann die Vogelmiere zur Behandlung von Ekzemen und Psoriasis genommen werden.
- Das frisch zerstampfte Kraut wirkt auf die Leber gelegt kühlend.
- Vogelmierentee: Gegen Halsentzündung hilft der Aufguss mit dem frischen Kraut: Dafür 2 EL frische, kleingeschnittene Vogelmiere mit 250 ml kochendem Wasser überbrühen und zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Den Aufguss abseihen, auf Trinktemperatur abkühlen lassen und in kleinen Schlucken trinken.
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Kommentar
Sehr interessante Seite 🙂☀️🌱