Grünes Licht der Hoffnung: Die Bedeutung des Adventskranzes
- 6. Dezember 2024
Wir alle kennen den aus grünem Tannenreisig gebundenen, mit roten Bändern umwundenen Adventskranz mit seinen vier Kerzen. Dabei wird mit zunehmender Dunkelheit jeden Sonntag eine weitere Kerze angezündet. Der Advent, vom lateinischen adventus, heißt »Ankunft« und deutet auf die bevorstehende Ankunft des Lichts der Welt, desrettenden Heilands hin.
Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.
– Albert Einstein
Der Adventskranz
Man liest, dass der Adventskranz 1839 von dem evangelischen Pastor Johann Hinrich Wichern erfunden wurde. Der fromme Mann leitete die »Innere Mission« in Hamburg, die arme Waisen und Arbeiterkinder aufnahm, ihnen zu essen und ein
Obdach gab. Um den Kindern das Warten auf Weihnachten zu verkürzen und um die Vorfreude zu steigern, nahm der gute Pfarrer ein Wagenrad, setzte 24 Kerzen darauf – kleinere rote für jeden Wochentag und vier größere weiße für die Sonntage –, wobei jeden Tag eine weitere angezündet wurde. Der Brauch setzte sich durch; ab 1860 nahm man allgemein einen runden Kranz aus Tannengrün anstelle eines Wagenrades und man reduzierte die Anzahl der Kerzen auf vier. Die katholische Kirche übernahm den Brauch, setzte aber violette Kerzen auf den Kranz, denn Violett ist die liturgische Farbe der Adventszeit.
Jeden Sonntag wird eine neue Kerze angezündet
Das ist die unmittelbare Geschichte des schönen Brauchtums. Aber kulturanthropologisch betrachtet ist der Brauch viel älter. Ein Kreis mit vier Punkten, die diagonal ein Kreuz bilden, ist ein archetypisches Ursymbol der Menschheit. Man findet das sogenannte Sonnenrad abgebildet in zahlreichen prähistorischen, megalithischen und bronzezeitlichen Petroglyphen, in der Medizinradsymbolik
der nordamerikanischen und anderer indigenen Völker und auch als Keltenkreuz, wie es in Form von Grabsteinen in Irland noch zu sehen ist.
In der Symbolik des Radkreuzes erkennen Kulturanthropologen die vier magischen Kardinalzeiten der Tagesrunde: Sonnenaufgang, Mittagsstunde, Sonnenuntergang und Mitternachtsstunde. Das solare Jahresrad mit seinen vier Kardinalpunkten wird
ebenfalls damit abgebildet: Frühlings-Tagundnachtgleiche, Sommersonnenwende, Herbst-Tagundnachtgleiche und Wintersonnenwende.
Die Kerzen symbolisieren die vier magischen Kardinalzeiten
Hier einige der symbolischen Aspekte des Adventskranzes
Der Ring: Ein Kreis hat weder Anfang noch Ende, er steht für die Ewigkeit. In dem Roman Herr der Ringe des britischen Philologen J. R. R. Tolkien oder in Richard Wagners Oper Ring des Nibelungen erfahren wir etwas von diesem vorhristlichen, alteuropäischen Ringzauber.
Das Grün: Die Eis und Frost trotzenden grünen
Tannen- oder Fichtenzweige, aus denen der Kranz geflochten ist, stellen die unzerstörbare ätherische Lebenskraft der Natur dar.
Die roten Bänder, die den grünen Ring umwinden, sind Ausdruck für das rote Blut, den Träger der Seele. Blut nimmt den Sauerstoff auf, den wir einatmen und es ermöglicht, dass sich unsere Seele in der materiellen Welt inkarnieren kann.
Atmende Wesen mit rotem Blut galten in der Antike als beseelt. In dem Sinn sind alle Tiere, wie auch der Mensch, beseelt, sie haben eine Anima oder einen Animus, deswegen heißen sie in den romanischen Sprachen animales (animals im Englischen). Das lateinische Wort animus (weiblich anima) bedeutet »Seele, Lufthauch, Atem, Mut«.
Die vier Kerzen mit den Flammen, die das Wachs aufzehren, symbolisieren den verkörperten Geist, das göttliche Licht, den Spiritus, der in der Seele brennt und die Dunkelheit vertreibt. Das Geistige zehrt die ätherische und astrale Energie auf und bringt diese zum Leuchten.
Aus dem Buch "Die Magie der Sonnenwenden"
Unsere Pflanzen und ihre Bedeutung für Brauchtum, Symbolik und Rituale
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