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Lettische Volkslieder und ihre Heilkraft

Volkslieder erinnern uns daran, dass wir mit dem Singen die Lebenskraft wiedergewinnen. Manche Volkslieder, die man heute einfach als Lieder singt, wurden früher als Zauberlieder in magischen Heilritualen verwendet. 

„Obschon ich schwer habe, obschon ich bittere Tage habe, Singe ich doch prachtvoll; Gott mag die prachtvollen Lieder, der Neider meine Tränen“.

Auszug aus einem lettischen Volkslied

Überlieferung und Kraft der Zaubersprüche

Noch heute heilen Heilpraktiker in Lettland auf diese Weise. Sie verwenden Volkslieder, um die alten Götter zu Hilfe zu rufen und Zaubersprüche, die als heilende, magische Formeln verwendet werden.

Die Zaubersprüche sind in den Liedern selbst enthalten, weil die Melodie und Rhythmus wichtig für den Heilvorgang sind. Im Lettland sind sehr viele Zaubersprüche gesammelt und gedruckt worden, aber man glaubt noch heute, dass die stärksten die direkt und mündlich überlieferten, heidnischen Beschwörungen und Zaubersprüche sind. Viele der lettischen Volkslieder sind ähnlich wie Mantras – sie sind wie gute Affirmationen und haben heilsame Wirkung. In der Heilkunde werden sie von einheimischen Heilkundigen gesungen.

Im Lettland wurden viele alte Traditionen und Bräuche bewahrt, aber am stärksten die Gesangs-Tradition, die Feuerrituale und Dampfbäder, sowie die Tradition der Heilkunde.

Es gibt auch Volkslieder als Gebete, die man singt, wenn man sich einen guten Tag, gute Leistungen oder Gesundheit für sich selbst sichern möchte. Die lettische Tradition erzählt, dass der Gesang eine positive, heilsame Wirkung hat, sogar die Sprache zeigt uns das, weil die Wörter heilen (dziedēt) und singen (dziedāt) einen gemeinsamen Stamm in der baltischen Ursprache haben. In der lettischen Sammlung von Volksliedern gibt es mehr als 500 Lieder/Dainas, die erzählen wie wichtig der Gesang für das Leben ist.
Es gibt uns die Lebensfreude, Gesundheit, Kraft und Zuversicht.

Die Sonne als Urquelle des Lebens und der Seele

Überlieferungen erzählen uns, wie wichtig die Luft und das Licht für das Leben und für die Gesundheit ist. Deshalb wird die Sonne in der lettischen Tradition besonders geehrt. Die Sonne ist die Urquelle für das Leben und die Seele, deshalb wird sie auch als Mutter bezeichnet. Die Mutter Sonne hat viele Töchter, die oft die Seelen oder Seelenanteile symbolisieren. Auch die Rückholung von Seelenanteilen wird in Volksliedern bildlich dargestellt, obwohl heute nicht mehr darüber gesprochen wird.

Ehrung der Sonne im Alltag

Die Sonne wurde angebetet und geehrt, besonders der Sonnenaufgang und Sonnenuntergang waren wichtige Zeiten für Letten. Am Morgen betet man zur Sonne für einen guten Tag. Abends, wenn sie untergeht, darf man nicht arbeiten. Das ist die heilige Stunde und man darf die Sonne dann nicht stören. Man sagt sogar – wenn jemand diese Stunde nicht achtet, dann kann seine Seele nicht gleich nach dem Tod den Weg zu Gott finden.

Unser bevorstehendes Intensivseminar:

Tauche vom 6. – 9. Juni 2024 ein in die „Lettische Heilkunde“ und erkunde Bräuche und Rituale unserer Vorfahren. Referentin und Lettland-Expertin Dr. phil. Ieva Ančevska nimmt dich mit auf eine wunderbare Reise zurück zu den Wurzeln.
Lerne, wie diese Traditionen bis heute in unserer modernen Welt lebendig sind und wie wir natürliche Heilmittel- und Methoden nutzen können, um die Verbindung mit der Natur und uns selbst zu stärken.

Die wichtigsten Feste des Jahres waren mit der Sonne verbunden, dies sind die Tage der Sonnenwende. Sie wurden früher und werden noch heute gefeiert. Hierfür gibt es viele Bräuche. Dann werden Feuerrituale gemacht und verschiedene andere Traditionen weitergeführt. Auch für die Heilkunde hat die Sommersonnenwende eine besondere Bedeutung. Hier werden die meisten Heilkräuter gesammelt, weil in dieser Zeit fast alle Kräuter heilkräftig sind.

Über die Autorin

Dr. phil. Ieva Ančevska

Ethnologin

Die lettische Ethnologin Ieva Ančevska erforscht seit Jahren die lettische Heilkunde und vergleicht sie mit anderen Traditionen und modernen Erkenntnissen. Die Dampfbadmeisterin und Therapeutin probiert alte Heilmethoden selbst aus, um die Wirkung zu verstehen und wissenschaftlich zu erklären.

Sie ist Autorin zahlreicher Fachartikel sowie eines Buches über Lettische Heilmethoden. Als Lektorin, Dozentin und Projektleiterin war sie an dänischen und deutschen Universitäten zu Gast und betrieb Feldforschungen. Heute ist sie gefragte Referentin zu traditionellen Heilmethoden und Ritualen.

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Diskussion

Kommentar

  1. Liebe Mitstreiter, lieber Wolf Dieter Storl,
    Der Beitrag über die Lettischen Volksliedern hat in mir einen Aha Effekt ausgelöst. Ich weiß von berufswegen, dass Singen das Angstsystem in unserem Gehirn blockiert. Wie schön, dass es Völker gibt die in diesen Zeiten solche wichtigen Traditionen am Leben halten.
    Danke für diesen Beitrag.


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