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Über die Kraft des Zaubers und der Illusionen

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Für die alten Völker Nordeuropas war die Welt, in der wir leben,
keine konkrete materielle Angelegenheit, kein Gegenstand, der sich
analytisch zergliedern ließ. Das, was ihre Welt ausmachte, war ein Zauberbann, ein Spell, dem alle unterliegen.

„Allen Märchen gemeinsam sind die Überreste eines in die ältesten Zeiten hinaufreichenden Glaubens, der sich in bildlicher Auffassung übersinnlicher Dinge ausspricht.“

Wilhelm Grimm

Der Zauber

Das englische Wort Spell (germanisch: *spellon) bedeutete ursprünglich Zauberformel und ist verwandt mit dem deutschen Wort Spiel. Ein Spell wirkt so, wie das Spielen der Fiedel, das bei den Zuhörern tiefe Gefühle und innere Bilder hervorzaubern kann. 

Der Gesang des Sängers oder die mächtigen Worte des Barden tun das ebenfalls. Bei den Naturvölkern sind es die Schamanen, die mit ihrem Gesang, dem Trommelspiel und ihren theatralischen Vorstellungen das, was Wirklichkeit genannt wird, ins Dasein bringen. 

Jedes Volk, jede Kultur hat ihren Zauber. Und auch jede Zeit hat ihren Zauber, den man heute Zeitgeist nennt. Auch unsere Welt ist nichts Absolutes. Es ist nicht so, wie viele Menschen  heute denken, dass es nur eine objektive Welt gibt, die es zu entdecken gilt. Auch unsere heutige, wissenschaftlich ge- und vermessene Welt ist lediglich eine  moderne Verzauberung, mitgeprägt durch das Fernsehen, Hollywood-Kino, moderne Medien, Zeitschriften (wie den Spiegel, den alle Lehrer lesen), unser Schul- und Erziehungswesen, Universitäten,  Wissenschaften und empirische Forschung, Rock, Pop, Werbung und vielem mehr.

Aus dem Buch "Die alte Gättin und ihre Pflanzen"

In dem Buch, Die alte Göttin und ihre Pflanzen, geht es um, alten Sagen, Mythen und Märchen und was sich dahinter verbirgt

Jeder Zauberbann hat seine Zeit. Kein Zauber hält ewig an – manchmal nur kurz,  manchmal Monate,  manchmal jahrelang. Es kommt darauf an, wie meisterhaft und sorgfältig der Zauber gewoben wurde. Einige Spells, die ganze Völker verzaubern, dauern zwölf, andere 40 Jahre oder gar ein  Jahrtausend, aber  früher oder später vergehen sie alle. 

Stärkere Zauber können schwächere Zauber brechen. Die Schamanin kann  heilen, weil ihr Zauber, mit Hilfe der Kräuter und Geister, stärker ist, als der Zauber der Krankheitsdämonen.

Manche Zauber sind  gut, verbreiten Freude  und Zuversicht. Andere Zauber sind nicht gut,  sie machen den  Menschen Angst und knechten sie. Das Wort Gospel bedeutete auf englisch good spell, also guter Zauber. Unter  sogenannten Eichen  des guten Zaubers (englisch: gospel oaks), predigten in freier  Natur christliche Missionare den  Angelsachsen das  Evangelium.

Sonnenaufgang

Wir leben in einer magischen Welt, wir müssen nur wieder den Zugang finden

Was uns hier interessiert, ist der Zauber, beziehungsweise die Welt, in dem bzw. der unsere Vorfahren  lebten, ebenjener Zauber, in den die Kelten, Germanen, Balten und Slawen  hineingeboren wurden. Diese alten Waldvölker lebten nicht auf einem rotierenden Planeten, der in einem expandierenden All – den Gesetzen der Schwer- und Schwungkraft folgend – als kleine blaue Kugel, um die ein strahlendes Fusionskraftwerk kreist. 

So etwas Abstraktes kann man mit dem Kopf denken, aber es ist nichts, was der Mensch unmittelbar und persönlich  wahrnehmen kann. Was wir wirklich erleben, und was unsere Sinne schon seit vielen 100 Millionen Jahren erlebt haben, ist Folgendes: Wir stehen mit unseren Füßen auf der Erde, aus dem feuchten Erdboden sprießen die Pflanzen, im Untergrund leben Würmer, Käfer und andere Lebewesen und über uns sehen wir den blauen Himmel, Wolken und Sonne, und, nachts, den wandelnden Mond, die wandernden Planeten und die Sterne. Bei all dem befinden wir uns in der Mitte, im Zentrum, in einem schönen Bereich, den die Germanen Midgard oder Mittelerde nannten. 

Der Weg, der uns wieder zu uns Selbst und zu unserer Heimat führt, ist der des Innehaltens, des Schauens, des Sich-Zeit-Nehmens, um immer wieder in die Ewigkeit einzutauchen.

Und wenn diese naturverbundenen Menschen innehielten und in den Spiegel ihrer Seele schauten, dann zeigte sich ihnen die Erde als eine Göttin, die alle nährt, und die Sonne als eine strahlend schöne Gottheit. 

Überhaupt war alles beseelt und ansprechbar. Auch die Sterne waren Götterwesen, die immer wieder auf die Erde hinabstiegen und mit denen auch die Menschen verkehrten.

Die Zauberin und der Zauberer konnten – im Zustand der Ekstase – zum Mond fliegen und den Mondwesen  begegnen. Auch tief in die Erde konnten sie reisen. Nicht  geologische  Ablagerungen nahmen sie darin wahr, sondern Lichtreiche  voller Gnome, Zwerge und Drachenwesen. Und sie wussten, dass tief, tief im Schoß der Erde die Frau Holle, die Urmutter, lebte.

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Diskussion

Kommentar

  1. Lieber Wolf-Dieter,

    Ich liebe Deine Vorträge und Geschichten, weil sie mich immer wieder rück-erinnern und mich immer wieder ein Stückchen dem lebendigen Leben näher bringst.
    Du bist eine große und wichtige Bereicherung in unserer Welt und besonders in dieser Zeit; wo so viele Menschen aus dem alten, schlechten Zauber „aufwachen“ und Orientierung suchen. Deine Werke predigen nicht, mahnen nicht, setzen keine Vorschriften oder Regeln, nein, sie erinnern „nur“ und küssen die Suchenden wach❣️
    Danke, Danke, Danke❣️🙏
    L. G. von Marion aus Bärlin 🐻

  2. Ich freue mich immer, Ihre wunderbaren Artikel und Tipps zu lesen, sowie das ein oder andere Buch. Wie schön, dass Sie da sind, lieber Herr Storl!

  3. Das ist so wunderschön geschrieben, dass der Inhalt förmlich Gestalt annimmt. So schön wie ein Märchen!
    Und es macht große Freude sich mit deinen Gedanken und deinem Wissen, lieber Wolf-Dieter, auseinanderzusetzen.


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