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Wahre geistige Vision oder nur Einbildung

Mein Lehrer, der alte Bergbauer Arthur Hermes erzählte einiges über die Planetengötter, über Naturgeister und Zwerge, die ihm bei seiner Arbeit auf dem abgelegenen Einödhof im Waadtländer Jura halfen. Obwohl nicht wissenschaftlich objektiv und nachprüfbar, waren seine Ausführungen eher stimmig. Man hörte ihm gerne zu, so wie man etwa einem alten Märchenerzähler zuhört.

Seine Erläuterungen – das muss man zugeben – taten der Seele gut.

„Das Außerordentliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichem Wege"

– Goethe

Dimensionen jenseits des Materiellen

Er bestand darauf, dass es nicht Hirngespinste seien, wenn er von diesen Wesenheiten sprach; es gäbe Dimensionen jenseits des Materiellen. Wie, fragte ich, unterscheidet man Fantasie und Wunschdenken von echter Wahrnehmung dieser angeblich wirklich vorhandenen, nicht-materiellen Dimension? Diese Frage wurde mir auch öfters in meinen Kursen gestellt.

Tatsächlich ist das eine wichtige Frage in der heutigen Zeit. Wegen Stress, Elektrifizierung und Dauerunterhaltung nehmen wir kaum mehr die feinstofflichen, seelischen und geistigen Tiefen der Natur, wie auch die unseres Daseins, wahr.  Wir leben in einer Zeit, in der die offiziellen Religionen eher dekadent und bestenfalls zu Wohlfahrtsinstitutionen verkommen sind, und in der viele fragwürdige Sekten und Ideologien den verwirrten Menschenseelen verführerisches, spirituelles Junk-Food anbieten. 

Wie unterscheidet man Fantasie und Wunschdenken von echter Wahrnehmung?

Wolf-Dieter Storl

Wie unterscheidet man Fantasie und Wunschdenken von echter Wahrnehmung?

Hermes antwortete, es käme immer auf die genaue, unverfälschte Beobachtung an. Genauso exakt wie ein seriöser Wissenschaftler die äußere Natur betrachtet, ohne etwas hineinzufantasieren, so sollte man die innere Welt, die sich im „Spiegel der Seele“ offenbart,  kommentarlos beobachten. Dabei ist es ganz wichtig, die überflüssigen Gedanken, das unablässige Kopfkino abzuschalten und ganz in das Wahrnehmen hineinzugehen, dass man die Seele auf Empfang einstellt und nicht auf Sendung. Diese nach Innen gerichtete, wahrnehmende Seele nannte er – Rudolf Steiner folgend – die „Bewusstseinsseele“.

Diese Bewusstseinsseele müsse der Mensch in der heutigen Zeit in sich entwickeln; er sollte innerlich wahrnehmen lernen und nicht nur irgendwelche Inhalte glauben. Das würde auch eine geistige Freiheit ermöglichen, da man dann nicht mehr nur von außen – den Medien, den Parolen, den Ideologien – gesteuert wird

Mit dem 95-jährigen Arthur Hermes

Mit dem 95-jährigen Arthur Hermes

Genau verstand ich das, was Arthur Hermes sagte, erst Jahre später, als ich in der Wildnis von Wyoming mit dem Medizinmann Tallbull unterwegs war. Dieser Indianer ging nicht denkend und analysierend durch die Natur, er hatte den Kopf nicht mit allem möglichen theoretischen, in der Schule gelernten Wissen vollgestopft, und schon gar nicht mit angelesenen esoterischen Vorstellungen. Sein Geist war leer, aufmerksam und wahrnehmend. Und da sein Kopf leer, wie ein leerer Krug war, konnte er nicht nur die sinnliche natürliche Umwelt, sondern auch die dahinterstehenden oder darin vorhandenen  Geistwesen in seinem Bewusstsein aufnehmen, beziehungsweise wahrnehmen. 

Die einseitige materialistische Sichtweise ist tatsächlich beschränkt, sie ist, wie man es heute eleganter sagt, reduktionistisch.

Hier ein simples Beispiel zur Illustration:

Ein Buch – materialistisch gesehen – besteht aus nichts anderem als aus gebleichten Holzfasern, Leim und schwarzer Druckfarbe. Das ist das physische Buch. Das eigentliche, die gedanklichen Inhalte, sind jedoch nicht materiell, sie sind geistiger Art.

Auch die Seelenwelt besteht nicht primär aus physikalischen Elementen – Synapsen, Neuronen, Hormonen, chemischen Bestandteilen. Und in der Natur – den Mineralien, Tieren, Pflanzen, dem Erdboden und den Sternen – hat man es nicht nur mit analysierbaren stofflich/energetischen Gegenständen zu tun, sondern mit hochdifferenzierten seelischen und geistigen Inhalten. Die sogenannten „primitiven“ Eingeborenenvölker, wie auch unsere Vorfahren, konnten diese spirituellen Dimensionen noch wahrnehmen. Sie konnten den inneren Sinn der Naturerscheinungen erfassen; sie konnten den Inhalt des „Buches der Natur“ noch lesen. Im Vergleich dazu sind wir „Zivilisierten“ die Analphabeten. Aber es muss nicht so bleiben. Wir können wieder lernen, die Buchstaben zu deuten. Die bewusste Seele ist unser Erbrecht. Dieses liebende, anschauende Bewusstsein, dessen wir Menschen fähig sind, tut der Natur gut; es ist, wie Arthur Hermes sagte, eine heilsame Energie, die auf die Pflanzen und Tiere, denen wir unser Leben auch verdanken, zurückfließt. Nehmen wir uns also Zeit in die Schönheit der Schöpfung einzutauchen.

Euer Wolf-Dieter

P.S. Ich bin gerade dabei ein Buch über den Bauernphilosophen Arthur Hermes zu schreiben.

Literaturtipp

In dem Buch, Ich bin ein Teil des Waldes, geht es darum, einige Hintergründe zu erhellen, die zu der Naturphilosophie führten, die in meinen anderen Werken zum Ausdruck kommen. Für mich ist die Natur nicht etwas Äußeres, etwas rein Gegenständliches, das man mit kühler Sachlichkeit analysieren und quantifizieren kann.

Cover Ich bin ein Teil des Waldes

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Diskussion

Kommentar

  1. Hallo ,

    ich kenne diesen Zustand…das man nicht weiß:” Kam es jetzt aus mir heraus , Gedanken, Interpretation oder kam es von “außen”? “.

    Aber ich durfte auch schon einen Unterschied erfahren, als ein Baum etwas durch mich tat. Er sang ein Lied.

    Ich ging um ihn herum das alles tat ich mit einem leeren Kopf..ohne Gedanken..und dann war das Lied da .

    Es war eine cika 500 Jahre alte Eiche. Mit lichter Krone .

    Und dann habe ich mich erstmal gewundert. Denn kurz vorher viel mir auf , dass ich lange nicht mehr vor mich hin gesungen hatte . Und mir sonst nur Lieder einfielen die ich kannte . Also schon gehört hatte. Und ich ging mit den Gedanken in den Wald 🌲 die mich seit einiger Zeit umtrieben.. ob ich meine Heimat verlassen soll und nach Norwegen gehe oder nicht .

    Das Lied kam mir nicht in den Kopf und ich sang es , sondern es war sofort da … Es ging so…

    Ich umarmte den Baum und ging in der Haltung um ihn herum. Dann sang der Baum: “Ich stehe hier und wachse weiter , bleibe hier und bleibe bei mir , aber ich wachse weiter ….”.

    Als ich aufhörte kam ich mir einen ganz kleinen Moment vor wie benommen.

    Ich verstand die Botschaft erst ein wenig später….denn der Baum hatte auf meine innere Frage geantwortet.

    Ich glaube das war so ein spiritueller Moment.

    Anders ist es wenn man sitzt und antworten sucht . Wenn da Gedanken als antworten kommen , hören sie sich gut an…aber es kommt eben von innen .

    Ich finde es trotzdem noch sehr schwer das ganze zu differenzieren und freue mich somit auf dein Buch.

    Liebe Grüße die Wildnispädagogin aus dem Westerwald 🌲

  2. Ich freue mich auf das Buch, gerade belese ich noch “ich bin ein Teil des Waldes”. Ich studiere selbst Naturschutz und Landschaftsplanung und freue mich, dass die Menschen immer weiter ihr geistiges Auge öffnen. Wobei ich die Problematik der Einsichtigkeit eher bei den Industrienationen sehe. Ein großes ABER auch dort, es hängt viel mit Prägung bzw. Erziehung zusammen. In meiner Familie steht mein Vater, der Ingenieur, der Mann für die Logik. Daneben meine Mutter, ehemalig in der Sterbebegleitung tätig, unheimlich feinfühlig. Dazwischen stehe ich, 30, auch erst in der Pflege und Sterbebegleitung tätig gewesen und jetzt auch beruflich endlich vollständig in der Natur. Sie inspirieren mich Herr Storl und ich danke Ihnen vom ganzen Herzen.

  3. EINSCHL
    ÜCKCHEN
    SONNENS
    CHEINGE
    FÄLLIG? Mit Lettera ginge besser….
    Nur debile Skizze… guten Abend, Šorš, alias Sonnenschein…
    P.s: Um Mitternacht scheint die Sonne am Schönsten…
    Bei mir brennt immer noch das Licht, Strom sparen…
    Gruss und Kuss, RACHEL

  4. Hallo Wolf,
    dass finde ich sooo prima. Ein Buch von Dir über das Leben von Arthur Hermes ist sicher ein grosses Geschenk an uns ALLE.
    Das ist DAS, was Du uns immer erzählt hast, wenn wir wieder einmal in der Vergangenheit unterwegs waren -vermitteln von altem Wissen-
    Ganz lieben Dank.

  5. Ich freue mich auch auf das neue Buch. Zuerst das mit die “Küche”

  6. Einen wunderschönen guten Morgen,

    oh auf dieses Hermes Buch freue ich mich jetzt schön.

    Viel Freude beim schreiben, liebe Grüße Edith

  7. Ist mein Kommentar nicht angekommen? Aus persönlichen Gründen habe ich nur meinen zweiten Vornamen angegeben… Aber meine E-Mail Adresse sollten Sie doch kennen, schade, ein-ein-halb Studen Arbeit im Äther aufgelöst… Mit den besten Grüssen, Marianne

    • Hallo Marianne,
      dein Kommentar ist angekommen und steht unten. Manchmal dauert es ein wenig bis er sichtbar wird.

  8. Ich frage mich, ob ich nicht eine Auszeit bei den Zen-Buddhisten auf der Königin der Berge leisten sollte. Oder in einem Kloster… Seit Jahren nur in der Stadt, in meinem Zimmer eine Kabelsalat, elektro-magnetische Felder, doch gegen das chronische Kopfschmerzen, ein hoher, sirrender Ton, ähnlich einem Fehlton in den Hi-Fi Geräten den 80er-Jahren, gegen diese Folter, weiss ich nur das Mittel, schöne Musik zu hören. Dann verfolge ich die Melodien aufmerksam, und langsam werden diese Kopfschmerzen geringer bis ich sie vergessen kann… Ich weiss nicht, bis wie weit man den Buddhisten vertrauen kann, auch sie, wie alle Religionen, haben ihre Höllen, kein Licht ohne Schatten, obwohl Buddha von reinem Licht erzählt… Meister Eckehart hat gepredigt, werdet Öl, Docht und Licht zugleich. Da muss ich unweigerlich an die Hanfpflanze denken, den sie liefert das alles. Doch ich hab’s, materiell noch nicht probiert, Hanföl ist teuer, Hanfassern spinnen und in einem Anden-Zwirn mit Bienenfleiss zu Dochten verarbeiten, kein Problem, dann noch ein Gross Borsilikat-Gläser bestellen, et voilà, schon sind wir wieder bei den klugen und den törichten Jungfrauen angelangt. Und ich hör die Weisheit oben in der Stadt rufen, das Gastmal ist gerichtet, Brot und Wein und allerlei Speisen, doch niemand kommt… Die Torheit unten in der Stadt hält ebenfalls offenes Haus, und ruft ebenfalls laut, meine Brötchen sind weich, sie sind zwar gestohlen, schmecken aber umso besser. Und mein Wein der Hurerei wird euch gefallen, kostet nur davon, ich schenke ihn euch allen ein…
    Und die Leute kommen zur Thorheit in Scharen um sich zu laben… Die Weisheit steht nun da, alles zum Gastmal gerichtet, und kein Gast. So schickt sie ihr Gesinde, in alle Gassen und Strassen, zu sammeln, all die, die da krank liegen, alle Missgestalteten, Ausgestossenen , Armen, Hungernden und Bettelnden, und sie all sind geladen ans grosse Gastmal. Und die Brötchen der Weisheit schenken das ewig-seelige Leben und der Wein lässt das Blut erglühen und gibt Kraft auf dem steinigen, steilen Weg ……
    AUF NACH HYPERBORIEN
    P.s.: Mir hat geträumt, gerade bein Einschlafen, das Arbeiter mit Körben voller Trauben just durch mein Zimmer stürmen, in einer schier endlosen Kolonne. Als ich da frug, was das bedeuten soll und wer sie seien, antwortete ihr Erster, wir sind die Arbeiter des Rebberges, und wir werden die Trauben keltern, um das Wasser des Nils in Wein zu verwandeln, voilà et basta, und eilten weiter…

  9. Arthur Hermes erinnert mich auf dem Bild ein wenig an Albert Hoffmann.

    Schön ihn endlich mal zu sehen, wo wir über ihn (über Dich und Deine Erzählungen) bereits so viel erfahren durften.

  10. Deinen spirituellen Meister ARTHUR HERMES hätte ich ja auch noch gerne kennengelernt.
    Aber über Dich lieber Wolf können wir das sogar…

  11. Also, ich bin ganz gespannt auf das Buch über Arthur Hermes!

  12. Das ist so eine relevante Frage! Und sie beschäftigt mich gerade sehr, da ich in meinem Leben immer wieder sogenannten spirituellen Lehrern und Meistern begegnet bin, bei denen mir nach einiger Zeit genau dieser Verdacht kam.
    Ganz herzlichen Dank für die wertvolle Erklärung, lieber Herr Storl. Ich bin schon sehr gespannt auf Ihr neues Buch!

  13. Ich freue mich ganz fest auf dasBuch über Arthur Hermes.
    Danke für alle die wunderbaren Geschichten im newsletter, und danke für all die interessanten Bücher von Ihnen, sehr geschätzter Wolf Dieter Storl.
    Herzgruss, Monika

  14. Freue mich sehr sehr auf das Buch über Hermes war mit Sicherheit ein Mensch den es so heute schwer zu finden ist solche Weisheiten hört man nicht mehr aber Gott sei Dank kann uns der Wolf noch erzählen

  15. “Es wohnt ein Lied in allen Dingen die da träumen fort und fort und die Welt hebt an zu singen, kennst du nur das Zauberwort” ( Eichendorff )

    Danke und liebe Grüße

  16. Lieber Wolf-Dieter,
    Du schreibst in diesen wunderbaren Text :
    “Die bewusste Seele ist unser Erbrecht”. Ich finde es gibt nichts wichtigeres als sich mit seiner Seele mehr und mehr vertraut zu machen .Sie ist mein Ratgeber . Vor wenigen Tagen hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem lieben ,sehr gebildeten Mann. Er ist schon alt ,doch etwas beschäftigte ihn offensichtlich schon seit langer Zeit . Er fragte : Was ist gemeint mit der Erbsünde ? Deine Antwort hat für mich Gewicht. herzliche Grüße aus Österreich ,Marina

  17. Lieber Wolf-Dieter, gerade lese ich:
    “P.S. Ich bin gerade dabei ein Buch über den Bauernphilosophen Arthur Hermes zu schreiben.”
    Darüber freue ich mich sehr! Seit ich 1993 Dein “Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten” gelesen habe (das ich bis heute immer wieder neu lese), und auch aus den Hinweisen in Deinen anderen Büchern, interessiert es mich sehr, mehr über Deinen Lehrer zu erfahren. Alles Gute für das Buchprojekt und herzliche Grüße,
    Steffi

    • Hallo Gerhard;
      Bist Du eventuell bekannt oder verwandt mit dem Regisseur Thomas Kronthaler?


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